Wenn Hygiene zum Tabu wird
Im Mittelalter roch das Leben intensiv – und die Toiletten waren ein stilles, aber allgegenwärtiges Problem.
Hygiene war eine Frage des Standes, der Moral und der Nähe zu Gott.

Kalenderblatt Februar, Faksimile-Einzelseite, Müller und Schindler
Im Mittelalter roch das Leben intensiv – und die Toiletten waren ein stilles, aber allgegenwärtiges Problem.
Hygiene war eine Frage des Standes, der Moral und der Nähe zu Gott.
Die meisten Burgen verfügten über Latrinen – kleine Nischen, in die man durch ein Loch direkt in den Burggraben „entsorgte“.
In Städten sammelte man Abfälle in Eimern, die einfach auf die Straße gekippt wurden. Kein Wunder, dass man Parfüm und Weihrauch liebte.
Klöster dagegen waren erstaunlich modern: Sie besaßen Abwassersysteme und sogenannte necessaria – frühe Gemeinschaftstoiletten mit fließendem Wasser.
Über menschliche Bedürfnisse sprach man nicht. In der Kunst erscheinen Toiletten kaum – höchstens versteckt, als Randfigur in der Marginalmalerei.
Und doch finden sich dort charmante Miniaturen: Mönche mit hochgezogener Kutte, Bauern in eindeutiger Haltung.
Humor und Realität – unzensiert am Rande des Heiligen.


Heute schauen wir mit Faszination (und Schmunzeln) auf diese Welt der Körperlichkeit.
Die Faksimiles der UAG bewahren solche Darstellungen – nicht als Skandal, sondern als Erinnerung daran, dass auch das Alltägliche Teil der Kultur ist.
🔗 Teil der Reihe „Das sinnliche Mittelalter“
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1. Erotik im Mittelalter
2. Düfte im Mittelalter
3. Geburt im Mittelalter
4. Toiletten im Mittelalter




