
Die Herstellung eines Faksimiles
Digitalisierung
Zur Herstellung eines Faksimiles, müssen zunächst die Bilddaten aller Blätter einer Handschrift erfasst werden. Dies geschieht heutzutage meist mit einer digitalen Kamera, eigens für diesen Zweck abgestimmt, um einerseits das Original zu schonen und andererseits die best mögliche Farbwiedergabe zu gewährleisten. Das Original wird Seite für Seite aufgenommen, und die so entstandenen digitalen Daten vor Ort auf ihre Farbrichtigkeit geprüft. Die so entstandenen Bilder werden dann in einzelnen Farben separiert (Rot, Blau, Gelb und Tiefe). Gold und Silber können jedoch nicht digital erfasst werden und müssen daher per Hand, wie in mittelalterlichen Schreibstuben, nachgezeichnet werden.

Druckvorstufe
Die Farbseparation ist für den Offsetdruck notwendig, da die Farben nacheinander im richtigen Mischverhältnis auf den Druckbogen aufgetragen werden, und so die korrekte Farbe entsteht.

Andruckvergleich
Ein weiterer Schritt im Prozess zur Herstellung eines Faksimiles, werden zunächst Probedrucke (Andrucke) erstellt, um zu der richtigen Mischung zu gelangen. Diese werden dann mit dem Original so oft verglichen, bis die Farben übereinstimmen. Erst dann kann gedruckt werden
Für die Qualität des Faksimiles sind auch das Papier und die Rasterung wesentlich. Für die Papierauswahl sind die Stärke, der Griff und die Beständigkeit des Materials ausschlaggebend. Stärke und Griff sollen dem Original möglichst nahe kommen (auf Pergament kann aus technischen Gründen nicht gedruckt werden).
Die Rasterung ist eine Aufteilung der einzelnen Farben in Punkten, die übereinander zu liegen kommen. Ein Faksimile wird mindestens im 80er Raster gedruckt, das bedeutet pro Quadratzentimeter und Farbe werden 80x80 Punkte gedruckt.


Druckverfahren
Faksimiles werden heute im Offsetdruck gedruckt. Dabei handelt es sich um ein indirektes Druckverfahren bei dem nach und nach die einzelnen Farben auf das Papier aufgebracht werden. Die zuvor entstandenen Farbseparationen werden im entsprechenden Rasterpunkt auf eine Druckplatte belichtet, die dann in das entsprechende Farbwerk eingespannt wird. Üblicherweise wird in der folgenden Reihenfolge gedruckt: Yellow, Magenta, Cyan und Tiefe.

Veredelung
Viele Handschriften sind mit Silber und Gold (oft mehrer Goldarten - Mal- und Blattgold) ausgeschmückt, die auch im Faksimile wiedergegeben werden. Je nach Art der Edelmetalle und deren Glanz, werden diese im Druck oder in einem speziellen Aufbringungsverfahren im Faksimile dargestellt. Der Auftrag des Blattgoldes in der Reproduktion gleicht dem in mittelalterlichen Schreibstuben: auf einem zuvor aufgebrachten Bindemittel wird das Blattgold aufgebracht und anschließend geglättet.
Dem Original entsprechend muß im Faksimile bei der Herstellung das „neue" Gold patiniert werden. Dies geschieht in einem neuerlichen Druckdurchgang in dem die sogenannte Patina auf das Gold gedruckt wird. Erst dann können die Blätter im Originalformat beschnitten, gefalzt und anschließend geheftet werden.





Buchbindearbeiten
Im letzten Schritt im Prozess der Herstellung eines Faksimiles, wird nun der fertige Buchblock in den Einband eingehängt und fixiert. Die Variation der Einbände kennt dabei keine Grenzen: Leder, Samt, Pergament, Textil. Mit Blindprägung, Goldprägung, Applikationen aus Email, Gold, Elfenbein, etc. sind auch keine Seltenheit. Üblicherweise wird der Originaleinband, sofern er erhalten ist, in feinster Handarbeit reproduziert.
Es entsteht ein neues in sich geschlossenes Kunstwerk, das den Reiz und Geist des Mittelalters mit dem unserer Zeit zu vereinen mag.


Der Kommentarband
Alle Faksimileausgaben werden üblicherweise von einem wissenschaftlichen Kommentarband begleitet. Dieser hilft, die Handschrift zu entschlüsseln und ihren historischen, bzw. kunsthistorischen Kontext zu erläutern. Viele Handschriften wurden erst dank ihrer Faksimilierung erstmalig eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen. Sie stellen somit einen wesentlichen Beitrag zum besseren Verständnis der kunsthistorischen und historischen Forschung dar.




Lassen Sie sich von uns eine Geschichte erzählen, die Sie mitnimmt, auf die spannende Reise der Entstehung des Faksimiles des Königspsalters von Saint-Chapelle!