A
liturgisches Buch mit den Gesängen der Messe, Psalmen und Hymnen. Entstanden im 11. Jhd. hat es sich im 12. Jhd. zu einem lateinische und volkssprachliche Texte enthaltende, illustrierten Stundenbuch entwickelt. Hatte im 15. Jhd. seinen Höhepunkt und wurde dann im Spätmittelalter/frühe Neuzeit zum populärsten Buch und ist bis heute die noch am meisten erhaltene Form illuminierter Handschriften.
letzte Buch des NT, Geheime Offenbarung des Johannes. Weltlauf und Weltende werde prophetisch enthüllt.
B
mozarabische Manuskripte, illustriert, aus dem X bis XII. Jh. die Kommentare zur Apokalypse enthalten. Verfasst vom Mönch Beato aus Liébana.
(lat. bestia = wildes Tier). Tierenzyklopädie, die wirklich existierende Tiere und Fabelwesen beschreibt und ihre Charakteristika und Verhaltensweisen christologisch, moralisch interpretiert. Sie sollen dem Menschen als Vorbild oder Warnung dienen.
kommentierter Bibeltext mit zahlreichen Darstellungen, zumeist in Medaillonform (typologische Bilderpaare). Meist acht Medaillons auf einer Seite, in Spalten angeordnet und mit dem dazugehörigen Text auf der Seite. Die für Laien bestimmten Bilderzyklen entstanden im 13 Jh. in Frankreich (Glasfenster der Saint-Chapelle dienten als Vorbild.)
Die im 13. Jhd. entstandene Armenbibel in lat. Sprache wurde anonym verfasst und war im Spätmittelalter sehr beliebt. Typologische Gegenüberstellung von AT und NT zum Gebrauch der Laien. Für Laien, aber nicht für Arme, die, wenn überhaupt dem Lesen mächtig, nicht auf Latein lesen konnten.
Hauchdünne Blättchen aus Goldblech, im Mittelalter von einem Goldschläger hergestellt mittels abgerundeter Spezialhämmer. Die Blättchen werden zum Zweck der Vergoldung auf einen präparierten Grund mit Hilfe eines Bindemittels (meist Eiklar mit Bolus vermischt) aufgetragen und häufig anschließend poliert.
Die hauchdünnen Blättchen aus Goldblech, wurden u.a. von Buch-, Tafelmalern und Buchbindern verwendet. Das Handwerk des Goldschlägers wurde erstmals 1373 für Nürnberg belegt. Es wurde nur in großen Handelsstädten ausgeübt und war mancherorts sogar ein „gesperrtes Handwerk“.
Sie bildet den Rahmen einer Miniatur oder Textseite und schmückt diese mit Ornamenten oder Figuren.
Im 12 Jhd. entstanden, enthält es eine Sammlung von Gesängen, Gebeten und Texten für die religiösen Handlungen im Rahmen der Messe. Es war nur für Kleriker und unterscheidet sich regional bzw ordensabhängig.
Schon im 6.Jhd. wurden einige Psalmen zu Bußpsalmen gruppiert, die besonders mit der Sühne der sieben Todsünden assoziiert wurden. Die Lieder werden König David zugeordnet, der darin Gottvertrauen, Hoffnung auf Verzeihung und Reue äußert.
C
(griech. chronos = Zeit). Nüchterne Darstellung geschichtlicher Ereignisse, dem zeitlichen Verlauf nach angeordnet.
(lat. cauda Baumstamm , caudex Holzblock). Stammt von den mit Wachs beschichteten Holztafeln, die in der Antike benutzt wurden. Der Codex besteht aus mehreren Lagen Pergamentblättern, die zusammengeheftet und gebunden werden.
D
(griech. díptychos = doppelt gefaltet). Ein in der Mitte zusammenfaltbares Täfelchen aus Elfenbein, Holz oder Metall. Die Innenflächen waren mit der Wachsschicht überzogen dienten als Schreibfläche. Die Luxusvariante der tabulae ceratae wurde in der Spätantike gern als Geschenk an Konsule genutzt und im Mittelalter als Buchdeckel wieder verwendet oder kopiert.
(franz.: drôle, drollig/komisch/lustig). Eine lustige, groteske Darstellung von Mischwesen, Menschen, Tieren und Fabelwesen, die kunstvoll in den Randschmuck gotischer Handschriften eigearbeitet wurden. Besonders in der Frühzeit beinhalteten sie oft auch eine satirisch-moralische Bedeutung.
E
Liturgisches Buch, das die vier Evangelien komplett enthält. Im Mittelalter galt das Evangeliar in der Messe als lebendiges Wort Christus´, weshalb viele Evangeliare reich verziert und kostbar geschmückt wurden.
Liturgisches Buch, dass die Abschnitte aus den Evangelien vollständig enthält, die in den Messen, in der Reihenfolge des liturgischen Jahres vorgelesen werden (Perikopen).
(vom Lat.: ‚es jauchze’).Ein Lobpreis über die Osterkerze. EineRolle, die die Gesänge zur Osterfeier enthält.
F
Lat.: fac simile = mach es ähnlich). Bezeichnet die Reproduktion einer Handschrift, die vollständig und möglichst detailgenau das Original darstellt. Dazu werden alle zur Verfügung stehenden Hilfsmittel verwendet.
Bezeichnet die Bezifferung der einzelnen Blätter jeweils auf der rechten Seite, meist oben. Die nachfolgenden Seiten werden mit fol. abgekürzt.
(Lat.: folium = Blatt). In der Kodikologie wird so ein Pergament – oder Papierblatt bezeichnet.
Ein Bruchstück. Ein Kunstwerk, dass der Nachwelt unfertig hinterlassen wurde.
(lat./frz. frontispice = Titelblatt). Dem Titelblatt gegenüberstehende Schmuckseite vor dem Text (oft ist der Verfasser dargestellt).
G
Ein für den Laiengebrauch konzipiertes, individualisiertes Andachtsbuch, das als Kern eine Auswahl an Psalmen und zusätzlich, Hymnen, Orationen und einige Gebetstexte enthält. Umfangreicher als der Psalter, aber geringer als ein Stundenbuch.
(lat. Gradus = Stufe). liturgisches Buch, dass alle Chorgesänge der Messe enthält.
(franz. gris = grau) Technik der Grau-in-Grau Malerei, die rein auf der Schattenwirkung basiert.
I
Bilderverbot, Verbot von religiösen Darstellungen aus Angst vor Götzengläubigkeit. Byzanz 724-843.
Buchmaler
Buchmaler
(lat. illustratio = Beleuchtung). Eine auf einen Text oder ein Buch bezogene Malerei, Zeichnung oder Graphik.
(lat. ‚es beginnt’). Eingangsworte einer Handschrift die in der Reihenfolge Informationen über Titel, Autor und Inhalt geben und entweder als eigene Zierseite oder als Teil einer Seite ornamental verziert sind.
(lat. initialis am Anfang stehend). Hervorgehobener Anfangsbuchstabe eines Textabschnittes.
K
(lat. calendarium oder calendae = der erste Tag des altrömischen Monats): In vielen liturgischen Handschriften finden sich Kalendare mit den Angaben der Heiligenfeste.
(griech. kánon = Regel). Seit dem 4 Jh. in den Evangeliaren. Jedes Evangelium wurde in kleine Kapitel gegliedert, und in 10 Tabellen niedergelegt. So sollten Themen, die nur in einem der vier Evangelien vorkommen oder Themen die sich inhaltlich überschneiden tabellarisch sichtbar gemacht werden.
Sie gibt Auskunft über Entstehung und Zusammensetzung alter Bücher.
(griech. ‚Schlussschrift’). Schlussvermerk einer Handschrift, die Auskunft über den Schreiber, Titel und Ort gibt.
Schreiber einer Handschrift
M
Darstellung des thronenden Christi in der Mandorla, umgeben von den Evangelisten.
(lat [littera] maiuscula = etwas größerer Buchstabe). In ein Zweiliniensystem eingeschriebene Großbuchstaben, ohne Ober- und Unterlängen.
(aus dem ital. ‚Mandel’): Fachbegriff aus der Kunstgeschichte. Mandelförmige, die ganze Person umgebende Aureole, die Christus und Maria vorbehalten ist.
(aus dem lat. hergeleitet manu scriptum = von Hand geschrieben). In der Kodikologie und in der Bibliothekswissenschaft versteht man darunter das handgeschriebene Buch im Gegensatz zum Gedruckten.
(lat. Minium, Stamm von ‚Mennigrot’ (Minium)). Bezeichnete ursprünglich nur die roten Handschriftenverzierungen. In erweiterter Bedeutung bezeichnet es alle auf Figuren bezogenen, selbständige Malereien, sowohl gerahmt, als auch ungerahmt.
(lat. [littera] minuscula = kleinerer Buchstabe). In ein Vier-Linien-Systemeingeschriebener Kleinbuchstabe. Sie können Ober- und Unterlängen haben.
(mittelalt. missale = Messbuch). Liturgisches Buch mit den festen und wechselnden Texten der Messe, wie Lesungen und Gebete.
Das Mozarabische ist eine Gruppe von iberoromanischen Dialekten, die vor und auch während der Rückeroberung (Reconquista) der Iberischen Halbinsel durch die Christen bis in das 11. und 12. Jahrhundert hinein dort gesprochen wurde.
O
Bezeichnet jede Form der unabhängigen Darstellung, d.h. ohne Bezug zu den Inhalten.
P
Im Altertum aus dem Mark der Papyrusstaude hergestelltes und zu Blättern verarbeitetes Schreibmaterial. Es wurde im 2. Jh. vom Pergament verdrängt.
Hergeleitet vom Namen der kleinasiatischen Stadt Pergamon, die in der Antike Exportort für Pergament war). Wurde seit dem 2 Jh. aus Tierhäuten gewonnen und war im Mittelalter der gängige, beidseitig beschreibbare, Beschreibstoff. Im 15. Jh. wurde es vom Papier ersetzt.
Abschnitt aus den Evangelien, der in der Messe vorgetragen wird.
Im späten Mittelalter wurde für einfache Manuskripte die Federzeichnung mit stark verdünnter Farbe (lasiert) gewählt, während bei repräsentativen Codices mit Deckfarbenmalerei gearbeitet wurde. In Prachthandschriften die farbige Unterlage darüber hinaus durch einen Goldgrund ersetzt sein.
(griech. psalterion = zitherartiges Saiteninstrument) Handschriften, die die 150 Psalmen enthalten. Anfänglich eine Sammlung der religiösen Gesänge Israels bestehen sie seit 100n.Chr. in ihrer jetzigen Form. Gegen Ende des 12. Jhd. wurden die Psalterien vermehrt auch für die private Andacht verwendet und besonders wertvoll gestaltete Exemplare galten im 13. Jahrhundert als beliebte Hochzeitsgeschenke. Ab dem 14. Jhd. wurden die Psalterien zunehmend vom Stundenbuch abgelöst.
R
(lat. Rolle): Buchformat der Antike, aus Papyrus, das auch im Mittelalter noch manchmal verwendet wurde. In der Buchmalerei oft in Autoren., Evangelisten- und Schreiberbildern abgebildet.
(lat. rubricatus = mit roter Tinte geschrieben). Durch meist zinnoberroter Farbe (Mennige) (manchmal auch Goldtinte) hervorgehobene Textpassagen, z.B. Überschriften, Kapitelanfänge, etc.
S
Es beinhaltet alle Gebete, die der Feiernde bei einer Messe und Sakramentenspendung spricht. Es gibt zwei Textkategorien. Einmal gleichbleibende Texte einer Messe und die Gebete der Tage des einzelnen Kirchenjahres. Es ging zunächst ins Missale ein und verschwand dann gänzlich als eigene Buchform.
Älteste und wichtigste Übersetzung des AT ins Griechische.
mittelalterliche Schreibstube der Klöster.
Ein Gebetbuch , das sich aus den Psalterien entwickelt hat und für den Laiengebrauch bestimmt ist. Es enthält ein Kalendarium und Gebete, die Bußpsalmen und die Suffragien. Oft waren die Stundenbücher kunstvoll illustriert und demonstrierten somit Wohlstand.
(mittellat. = Fürbitte) stellt einen wichtigen Teil des Stundenbuchs dar und richtet sich mit der Fürbitte für den Betenden an ausgesuchte Heilige. Meist ist das Gebet mit einer Miniatur versehen.
T
Geht auf die ‚Tafel des Kebes’ zurück, ein auf griechisch verfasster Ethikdialog aus dem 1. Jhd. n. Chr. Er wurde Ende 14 Hd. Wieder entdeckt, vielfach übersetzt und illustriert und verbreitete sich in ganz Europa. Die Tafeln stellen sinnbildlich den Weg des Menschen zu einem glücklicheren Leben dar.
(lat. = Gewachste Tafel). Sie waren in der Antike und im Mittelalter als die häufigste Schreibunterlage bekannt. Sie bestanden meist aus zwei bis drei zusammengebundenen hölzernen Tafeln, die mit Wachs gefüllt waren. Sie konnten zugeklappt werden. Zum Beschreiben nutze man einen Griffel (stylus), mit dessen flachem Ende das Geschriebene auch wieder gelöscht werden konnte.
Eine ganze Zierseite ohne Text, Initialen oder bildliche Darstellungen. Sind vor allem für die insularen Handschriften typisch.
(lat. = Gewebe). So bezeichnet man eine Schriftart aus eng aneinandergereihten, gestreckten, eckigen Buchstaben, die sich im12. Jhd. entwickelte und sich bis ins 13. Jhd. von Nordfrankreich über England in ganz Europa (ohne Südfrankreich und Italien) ausbreitete. Durch diese Schreibweise entstand ein sehr enges, dunkles Schriftbild, das gitterartig erschien und dadurch den Eindruck eines „Buchstabengewebes“ vermittelte.
(*955 +991) Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes, Mitkaiserin des römisch-deutschen Reiches als Frau Kaisers Otto II und Kaiserin. Eine der einflussreichsten Herrscherinnen des Mittelalters.
(franz. Augentäuschung). Der Begriff entstand im 18. Jhd. und bezeichnete Bilder und Bildelemente, die das Auge des Betrachters durch ihre illusorisch echten Darstellungen täuschen sollten. Um Wirklichkeit und Schein zu verwischen, waren große Detailgenauigkeit, das perfekte Beherrschen der Perspektive, und das genaue erfassen von Körper und Schatten notwendig, ebenso wie ein geschickter Einsatz von Überschneidungen.
(griech. typos = Form, Gestalt, lógos = Rede). Eine Deutungsweise, die das Alte durch das Neue Testament erklärt. Die Personen, Handlungen und Ereignisse (Typen) des Alten Testaments werden durch das Heilwirken Jesus Christus’ (Antitypen) interpretiert.
U
(lat. Littera uncialis = zollgroßer Buchstabe). Eine aus Majuskeln bestehende Schriftart mit gerundeten Buchstaben. Sie entstand im 4. Jhd. und ging später über zu einer breiten 4 Linienschrift (mit Minuskeln). Sie zählt zu den häufigsten Schriftformen von Zierbuchstaben.
V
(lat. vulgo = allg. bekannt, verbreitet, öffentlich). Seit dem Ende des Mittelalters bezeichnet man so eine lateinische Bibelform, die auf den heiligen Hieronymus zurückgeht. Dieser schloss die Übersetzung des Bibeltextes aus dem Griechischen und Hebräischen 405/406 ab.
W
bildliche Darstellung des Stammbaum Christi.
Z
Ist eine Zeile nicht bis ans Ende beschrieben, wurden oft Ornamente eingefügt.
Benennt eine Form der Metallbearbeitung. Der Begriff ist aus der Goldschmiedekunst in die Buchmalerei übernommen worden. Der Buchmaler arbeitet mit dem Einpressen von Musterpunzen. Oft hat er zusätzliche Linien oder Riffelungen in den Goldgrund gedrückt, bevor es hart wurde. Durch Ziselierung wird die gleichmäßoge Lichtreflexion der Metalloberfläche gebrochen. Durch das entstehende Licht- und Schattenspiel soll die Illusion eines massiven Goldgrunds erzeugt werden.