Im Fokus /

Zwischen Heiligkeit und Sinnlichkeit: Erotik im Mittelalter

Das sinnliche Mittelalter – Lust, Leben und Tabu in Buchkunst & Faksimiles * Universal Art Group

Tabu, Tugend und Verlangen – was mittelalterliche Handschriften über Liebe und Körper erzählen

Das Mittelalter gilt oft als keusch und fromm – doch ein Blick in illuminierte Handschriften offenbart eine ganz andere Seite dieser Epoche: Sinnlichkeit, Erotik und menschliche Körperlichkeit waren fester Bestandteil mittelalterlicher Kultur – verborgen in Symbolen, Metaphern und kunstvollen Miniaturen.

Ob in der „Roman de la Rose“, einem der meistgelesenen Werke des 13. Jahrhunderts, oder in den zarten Liebesdarstellungen spätmittelalterlicher Gebetbücher: Die Künstler und Schreiber ihrer Zeit verstanden es, das Thema Liebe zwischen Spiritualität und Leidenschaft zu verhandeln – oft mit einem Augenzwinkern.

Erotik im Mittelalter war selten direkt, aber stets präsent. In den Rändern gotischer Psalter oder Stundenbücher begegnen uns spielende Paare, amouröse Tiere oder symbolische Früchte, die das Verhältnis zwischen Körper und Seele illustrieren.

Ein besonders eindrückliches Beispiel findet sich in der Très Riches Heures du Duc de Berry, wo Jahreszeitenbilder nicht nur höfische Feste, sondern auch die Zyklen von Fruchtbarkeit und Begehren spiegeln.

In Werken wie demBuch der Liebenden, das in einer Faksimile-Edition der Universal Art Group zugänglich ist, verschmelzen Wort, Bild und Emotion zu einer Liebeslyrik, die zugleich fromm und verführerisch klingt – eine Hommage an die Vielschichtigkeit mittelalterlicher Erotik.

 

Geheimzeichen und Symbolsprache

Die Künstler der Gotik und Renaissance codierten Erotik: das „gezähmte Einhorn“ als Symbol keuscher Hingabe, der Garten Eden als Ort der Begierde, der Kuss unter dem Baum der Erkenntnis als Mysterium.

Diese Subtilität machte das Begehren zu Kunst. Und sie macht den Reiz unserer Faksimiles aus – etwa in den Très Riches Heures, dem De Lisle Psalter oder der Isabella-Apokalypse.

Erotik als Spiegel der Seele

In der mittelalterlichen Gedankenwelt war körperliche Liebe kein Widerspruch zur göttlichen Ordnung, sondern Ausdruck der Schöpfung selbst. Die Vereinigung zweier Menschen konnte – in den Augen mystischer Autoren wie Hildegard von Bingen oder Meister Eckhart – sogar als Sinnbild für die göttliche Liebe verstanden werden.

Liebe, Macht, Kontrolle

Lust war im Mittelalter auch ein Mittel der Macht. Wer die Sprache des Körpers verstand, verstand die Welt. Und vielleicht ist das der Grund, warum sie uns noch heute so fasziniert.

So erscheint das Mittelalter in neuem Licht: nicht als dunkle, prüde Epoche, sondern als Zeit der metaphysischen Sinnlichkeit, in der Erotik, Religion und Kunst miteinander verschmolzen.

🔗 Entdecken Sie die ersten Beiträge unserer Reihe:

2. Wie roch das Mittelalter - Zwischen Weihrauch, Verführung und Verwesung

Buch der Liebenden

Buch der Liebenden

Anfang des 16. Jahrhunderts entstand in Frankreich dieses rätselhaft-bezaubernde Buch: eine Handschrift, die in 15 ganzseitigen Darstellungen die Episoden einer bewegenden Liebesgeschichte zeigt.

Freude und Tanz finden ebenso ihren Platz wie der gemeinsame Ausritt und die Liebenden im Gespräch oder in vertrauter, liebevoller Umarmung.

Wenn sich die Angebetete dem verliebten Betrachter mit gelöstem Haar zeigt, ist die Sinnlichkeit dieser Geste bis heute spürbar geblieben.

12 reizvoll mit Symbolen und Ornamenten ausgestattete Zierseiten ergänzen und erklären die Bilderfolge.

Das Ungewöhnlichste an der Handschrift ist wohl der völlige Verzicht auf Text – sieht man von zwei Sätzen in den Randleisten und einer rätselhaften Buchstabenfolge ab.

Art.Nr.: 41030

Signatur: Musée Condé in Chantilly, Ms. 388

Kontaktieren Sie uns jetzt - Nutzen Sie unser Online-Formular oder rufen Sie uns an, um mehr zu erfahren.


De Lisle Psalter

De Lisle Psalter

De Lisle Psalter – Vollendung der englischen Gotik
Ein Meisterwerk der Buchmalerei des 14. Jahrhunderts: 38 prächtig illustrierte Seiten, in Westminster geschaffen und mit leuchtendem Gold verziert.


Les Très Riches Heures du Duc de Berry

Les Très Riches Heures du Duc de Berry

Les Très Riches Heures - das Stundenbuch für den Duc de Berry - ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts. In 121 unglaublichen Miniaturen – darunter die weltberühmten Kalenderblätter – entfaltet sich ein atemberaubendes Panorama der Welt des 15. Jahrhunderts, ausgeführt in strahlenden Farben und glänzendem Gold. Die größten Meister ihrer Zeit waren an diesem Meisterwerk beteiligt.

Erfahren Sie mehr über unsere Preisgestaltungen, indem Sie eine Anfrage für dieses außergewöhnliche Stundenbuch senden. Kontaktieren Sie uns jetzt - Nutzen Sie unser Online-Formular oder rufen Sie uns an, um mehr zu erfahren.

Erfahren Sie mehr und besuchen Sie unseren YouTube Canal Medieval Art Stories