Stein-Quadriptychon von Simon Bening

Stein-Quadriptychon von Simon Bening

Wenn man von Miniaturen spricht, so stellt man sich unweigerlich die großartigen Bilder in Handschriften vor, wie sie die europäische und orientalische Kunst über Jahrhunderte geschaffen hat. Umso erstaunter ist man, wenn man zum ersten Mal jenes Meisterwerk betrachtet, das in seiner körperlichen Beschaffenheit so gar nichts mit Handschriften zu tun hat – und dennoch als eines der größten Werke eines wohlbekannten Miniaturenmalers in die Kunstgeschichte eingegangen ist: das Stein-Quadriptychon von Simon Bening. 

Art.Nr.: 71002

Signatur: W442, Walters Art Museum, Baltimore 

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Das Stein-Quadriptychon von Simon Bening

 

EIN WERK VON UNGLAUBLICHER DICHTE

Die 64 Miniaturen des Meisters im Format von je 7,2 x 5,3 cm sind auf vier Bildtafeln zusammengefasst, die mit ihren vergoldeten Holzrahmen ein Format von 33,8 x 27 cm aufweisen. In dieser Dichte, und vor allem in seiner Konfektionierung, ist das Stein-Quadriptychon bis heute ein Unikum. Es zeigt auf engstem Raum das ganze Können des schon zu Lebzeiten als der beste Meister der Buchillustration in Europa gerühmten Simon Bening. 

SIMON BENING – APOTHEOSE DER BUCHMALEREI

Wie kein anderer steht Simon Bening als Synonym für die Buchmalerei selbst. Zu seinen Kunden und Auftraggebern zählten weltliche und kirchliche Fürsten, Könige und Kaiser, denen die Gent-Brügger Schule als höchste und unverwechselbare Marke der Buchkunst galt – und das zu einer Zeit, da das handgeschriebene Buch bereits vom Buchdruck verdrängt wurde. Mit Simon Bening erreichte die Buchmalerei ihre Apotheose. 

EIN BILDER-EPOS ÜBER DAS LEBEN CHRISTI

Die erste der vier Tafeln illustriert zunächst die Marienlegende, dann die Geburt und Kindheit Jesu. Die 16 Bilder der folgenden Tafel führen von der Taufe im Jordan bis zur Verspottung Jesu. Eindrücklich und in sehr grellen Farben werden die eigentliche Passion und der Kreuzestod geschildert, die letzte Tafel schließlich befasst sich mit den Geschehnissen von der Kreuzabnahme bis zum Pfingstwunder, um dann – wie bei einer Rahmenerzählung – zum Leben Marias, ihrem Tod und ihrer Himmelfahrt zurückzukehren. Den Abschluss bildet das Jüngste Gericht. Das Stein-Quad-riptychon ist einer der umfangreichsten und eloquentesten Bilderzyklen zum Leben Jesu aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters. 

Denn Bening erzählt hier nicht nur einfach eine Geschichte. Die 64 Miniaturen sind voll von ikonographischen Feinheiten und Mehrdeutigkeiten; sie zeigen liebevolle Darstellungen von Gegenständen des täglichen Lebens und bestechen durch eine emotionale Lebendigkeit in Gestik und Gesichtsausdruck. 

Die Geschichte Jesu wird so einprägsam erzählt, dass sie schon durch die bildliche Komposition zu einem tieferen Verständnis des Wunders von Christi Auferstehung führt. Auch der menschliche Aspekt hinter Jesu Lebens- und Leidensgeschichte bis hin zur selbstlosen Aufopferung, begleitet von nur allzu natürlichen Emotionen, kommt durch Benings Hand klar zum Ausdruck. 

BESTIMMUNG UND AUFTRAGGEBER BLEIBEN IM DUNKELN

So wie der Erwerb der vier Tafeln im Dunkeln liegt, kann bis zum heutigen Tage
über die Entstehung dieser Altarbilder nur gerätselt werden – ebenso wie über die Bestimmung der Miniaturen. Waren sie zunächst als Illustrationen konzipiert, die in ein Gebet- oder Andachtsbuch eingefügt werden sollten? Dazu ist kein passender Text der Zeit bekannt. Oder sollten diese kleinen Kunstwerke als lose Blätter in einem Album gesammelt werden, wofür der recht unterschiedliche Erhaltungszustand spricht? 

Gewiss ist nur, dass die Tafeln – bereits in ihrer heutigen Form – erst im Jahr 1886 auftauchten: beim Verkauf der Sammlung des Pariser Kunsthändlers Charles Stein. Seit wann sie so konfektioniert waren, ist unbekannt; sie waren es aber wohl nicht von Beginn an. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Holzrähmchen um die einzelnen Miniaturen in einer Technik gefertigt wurden, die erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts möglich wurde. 

1888 wurden die Miniaturen in einer Brüsseler Ausstellung gezeigt und verschwanden dann wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung. Wahrscheinlich gingen sie in den Besitz eines privaten Sammlers über. Erst im April 1913 tauchten sie wieder auf: in einer Sendung an den Eisenbahn Magnaten Henry Walters in Baltimore. 

Steckbrief

Das Stein-Quadriptychon von Simon Bening – Ein flämischer Altar mit 64 Meisterhaften Miniaturen zum Leben Jesu
 

Entstehungsjahr1523 - 1526
EntstehungsortFlandern
BibliothekWalters Art Museum, Baltimore 
SignaturW442
Umfang4 Diptychen
Miniaturen64 Miniaturen
GenreMiniaturen

 

Die Edition 

Das Stein-Quadriptychon von Simon Bening – Ein flämischer Altar mit 64 Meisterhaften Miniaturen zum Leben Jesu
 

Format4 Diptychen je 33,8 cm x 27 cm
Miniaturen je 7,2 cm x 5,3 cm
Limitierung800 nummerierte Exemplare
BucheinbandMinitauren gefasst in einen vergoldeten Holzrahmen.
Diptychon und Kommentarband in einer roten Textilkassette mit Sichtfenster, sowie einem Messingschild mit Editionsnummer
Artikel Nummer71002
VerlagMüller und Schindler

Fragen und Antworten

Was macht das Stein-Quadriptychon von Simon Bening so besonders?

Das Werk besteht aus 64 Miniaturen auf vier Tafeln, die in außergewöhnlich dichter Form angeordnet und kunstvoll gerahmt sind. Es ist bis heute ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Buchmalerei.

Wer war Simon Bening und welche Bedeutung hatte er für die Buchkunst?

Simon Bening gilt als der herausragendste Buchmaler seiner Zeit und verkörperte die höchste Vollendung dieser Kunstform, insbesondere im Übergang zur Ära des Buchdrucks.

Welche Inhalte werden in den Miniaturen dargestellt?

Die Tafeln zeigen einen umfassenden Zyklus zum Leben Jesu – von der Marienlegende bis zum Jüngsten Gericht – mit großer erzählerischer Tiefe und ikonographischer Feinheit.

Was zeichnet die Miniaturen inhaltlich und künstlerisch besonders aus?

Sie verbinden feine religiöse Symbolik mit lebendiger Darstellung menschlicher Emotionen und Alltagsszenen, was zu einem besonders eindrucksvollen Verständnis der Christusgeschichte führt.

Was ist über die Herkunft und ursprüngliche Verwendung der Tafeln bekannt?

Die ursprüngliche Funktion ist unklar. Sie könnten Teil eines Andachtsbuches gewesen sein oder als lose Blätter gesammelt worden sein. Ihre heutige Form entstand vermutlich erst Ende des 19. Jahrhunderts.

Wie wurde das Stein-Quadriptychon wiederentdeckt?

Es tauchte erstmals 1886 im Kunsthandel auf und gelangte über verschiedene Stationen schließlich 1913 nach Baltimore in die Sammlung von Henry Walters.

Welche technischen Hinweise deuten auf eine spätere Rahmung der Miniaturen hin?

Die Holzrahmen der Tafeln wurden in einer Technik gefertigt, die erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verfügbar war, was auf eine nachträgliche Konfektionierung schließen lässt.

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