Kalenderblatt Mai

Kunstvolle Faksimile-Seite aus dem Da Costa-Stundenbuch
Herkunft: Flandern (Brügge), vor 1514
Bibliothek: New York, Pierpont Morgan Library, Signatur Ms. 399, fol. 6v

Unter den reich illustrierten Gebetbüchern für Laien im späten Mittelalter nehmen die Livres d’heures oder Stundenbücher aus Flandern einen besonderen Platz in der Geschichte ein. Dies liegt nicht nur an der beeindruckenden Anzahl erhaltener Exemplare, sondern auch am weltlichen Charme ihrer Illustrationen, insbesondere jener in den Kalenderseiten. Die Hauptzentren der Buchproduktion in Flandern waren Gent und Brügge, wo Alexander Bening († 1519) und sein Sohn Simon (1483–1561) die Tradition der flämischen Stundenbücher maßgeblich prägten und weiterentwickelten. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das sogenannte Da Costa-Stundenbuch, benannt nach der portugiesischen Adelsfamilie Da Costa.

Die ganzseitige Illustration des Monats Mai ist ein hervorragendes Beispiel für die Vielfalt und die künstlerische Qualität der Kalenderbilder in diesem Buch. Im 15. Jahrhundert entwickelten sich zwei zentrale Themen für die Darstellung des Monats Mai in den Kalenderseiten von Stundenbüchern: der aristokratische Ausritt zu Pferd und der festliche Ausflug in einem mit Girlanden geschmückten Boot. Beide Motive sind in diesem Kalenderbild kunstvoll miteinander vereint.