Der Codex Cocharelli
EIN EINZIGARTIGER BLICK IN DAS ITALIENISCHE MITTELALTER
Eine berühmte Genueser Kaufmannsfamilie hat sich in diesem kleinen Büchlein ein wunderbares Denkmal gesetzt. Die Handschrift ist bemerkenswert aufgrund der einzigartigen künstlerischen Qualität sowie des Inhaltes, der die bewegte Geschichte Europas politisch und wirtschaftlich widerspiegelt.
In Zeiten der mongolischen und islamischen Bedrohung, des brüchigen innereuropäischen Machtgefüges, des Endes der Kreuzfahrerstaaten und des regen Handels zwischen Europa und dem fernen Osten entlang der Seidenstraße zeigen die Erlebnisse dieser Genueser Kaufmannsfamilie in exemplarischer Weise die Geschichte Europas und Italiens zu jener Zeit auf.
EIN DIDAKTISCHER TEXT ÜBER LASTER UND TUGENDEN
Der Text des Codex wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von einem Enkel des Kaufmanns Pellegrino Cocharelli in Genua verfasst. Pellegrino, ursprünglich aus der Provence, war zwischen 1269 und 1307 als wohlhabender Händler in Akkon, Zypern und Frankreich tätig. Nach dem Fall von Akkon 1291 ließ er sich mit seiner Familie in Genua nieder, von wo aus er weiter seinen Handel betrieb. Der Rahmentext ist ein didaktischer Text über Laster und Tugenden, die mit Einzelbeispielen dem Leser ein tieferes Verständnis vermitteln sollen. Die Beispiele sind großteils Ereignisse aus der Entstehungszeit der Handschrift und machen diese zu einer großartigen Quelle für Geschichte und Politik, aber auch Kunst und Naturwissenschaften.
EINE HANDSCHRIFT FINDET WIEDER ZUSAMMEN
Der Cocharelli-Codex entstand zwischen 1325 und 1335 und ist heute in über die ganze Welt verstreuten sechs Fragmenten erhalten, die in der Faksimile-Edition nun wieder zusammengeführt werden konnten. Der Codex Cocharelli ist ein einzigartiges Werk, das über den Rahmen eines gewöhn- lichen moralischen Traktats hinausgeht. Es spiegelt die komplexe Welt des Mittelalters wider, verflicht wirtschaftliche Interessen, politische Intrigen und moralische Belehrungen miteinander und bietet uns so ein faszinierendes Fenster in die Welt des 13.
und 14. Jahrhunderts. Die künstlerische Ausführung der prachtvollen Miniaturen verdankt sich wiederum der einzigartigen Lage Genuas als bedeutende Handelsmetropole im Spätmittelalter, in der unterschiedlichste Kulturen aufeinandertrafen: französische, italienische und orientalische Elemente sind klar in den Bildern zu finden. Aber auch die Faszination für den mittleren und fernen Osten, das Interesse an fremden Kulturen sowie der in Italien aufkeimende Humanismus, eine sich rege entwickelnde Finanz- und Wirtschaftsmacht sowie erste detaillierte naturwissenschaftliche Darstellungen, die für ihre Zeit revolutionär sind, machen dieses Büchlein zu einem zauberhaften Kleinod der Geschichte in vielerlei Hinsicht. Auf jeder Seite gibt es zahlreiche Details und einzigartig farbenfrohe Miniaturen zu entdecken und auf wundervolle Art wird uns die großartige Bildwelt des Mittelalters in höchster Qualität vor Augen geführt.
Steckbrief
Der Codex Cocharelli | |
Entstehungsjahr | 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts |
Entstehungsort | Genua |
Bibliothek und Signatur | British Library, London Musem of Art, Cleveland, Wade Fund |
Umfang | 27 Folios |
Miniaturen | Alle Seiten mit beeindruckenden Miniaturen und Buchschmuck |
Die Edition
Der Codex Cocharelli | |
Format | 16,3cm x 10,3cm |
Limitierung | 1000 Exemplare |
Bucheinband | Ledereinband mit Goldprägung |
Kommentarband | Wissenschaftlicher Kommentarband von Chiara Maria Concina |
Artikel Nummer | 72104 |
Verlag | Müller und Schindler |
Fragen und Antworten
Der Codex spiegelt auf exemplarische Weise die politische, wirtschaftliche und kulturelle Situation Europas im 13. und 14. Jahrhundert wider – insbesondere durch die Perspektive einer Genueser Kaufmannsfamilie.
Pellegrino Cocharelli war ein erfolgreicher Händler, der in Akkon, Zypern und Frankreich tätig war. Der Codex wurde vermutlich von seinem Enkel in Genua verfasst und enthält autobiografisch geprägte Inhalte.
Der Codex ist ein didaktischer Traktat über Tugenden und Laster, die anhand zeitgenössischer Beispiele erläutert werden – darunter politische Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklungen und moralische Lehren.
Die Miniaturen verbinden französische, italienische und orientalische Stilelemente – ein Ausdruck der kulturellen Vielfalt Genuas als Handelszentrum im Spätmittelalter.
Erstmals konnten alle sechs über die Welt verstreuten Fragmente des Codex wieder vereint werden – in einer hochwertigen Reproduktion, die die farbenprächtige mittelalterliche Bildwelt eindrucksvoll zur Geltung bringt.
Neben moralischen Lehren finden sich auch frühe naturwissenschaftliche Darstellungen, die für ihre Zeit äußerst fortschrittlich waren – ein Zeichen für den aufkommenden Humanismus.
Er zeigt, wie eng Wirtschaft, Politik, Religion und Kultur im Mittelalter verflochten waren – und bietet damit wertvolle Einblicke für Historiker, Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler gleichermaßen.
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