St. Albans Psalter

St. Albans Psalter

Es ist, als hätten die Künstler des Albani-Psalters, Schreiber und Maler, die Gesänge im Ohr gehabt, als sie zwischen 1123 und 1135 die Psalmen König Davids in einer unglaublich reichen Prachthandschrift festhielten. Die beeindruckenden Miniaturen und Bildinitialen reihen sich in der Handschrift derart ausdrucksstark und leuchtend farbig, lebendig und expressiv aneinander, dass man meint, sie bewegten sich zum Rhythmus der Musik. Eine fantastische Bildergalerie aus der Blütezeit der englischen Buchkunst.

Art.-Nr.: 41032

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Der St. Albans Psalter

HOHE KUNST DER ROMANTIK

Die englische Romanik wird oft als die interessanteste Zeit der insularen Miniaturkunst beurteilt. Es war eine Periode des Übergangs und des Experimentierens. 

DER BELIEBTESTE TEXT DES MITTELALTERS

Die Psalmen gehörten im Mittelalter zu den beliebtesten und bekanntesten Texten der biblischen Literatur, sowohl im privaten wie im kirchlichen Bereich. Sie wurden von Klerikern wie von Laien täglich rezitiert und sogar als Übungstext verwendet, um Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. 

Zusätzlich zu den 150 lateinischen Psalmen (gallicanische Version) wurden in den Albani-Psalter, neben dem Kalender am Anfang sowie den Litaneien und Gebeten am Ende, noch zwei außergewöhnliche Texte aufgenommen: die Alexis-Vita und ein Brief Papst Gregors des Großen, in dem er die Bildervielfalt als Lehrmittel verteidigt.

Das Alexis-Lied gehört zu den ältesten erhaltenen Texten der altfranzösischen Literatur. Es ist noch vor dem Rolandslied entstanden und wurde aufgrund der Parallelen mit der Biografie der Empfängerin des Prachtpsalters dem Codex beigefügt. 

DER PSALTER ALS PRACHTHANDSCHRIFT FÜR EINE DAME

Die Handschrift wurde vermutlich von Geoffrey de Gorham, Abt von St. Albans, für Christina von Markyate, mit der ihn eine enge Freundschaft verband, in der Schreibstube der unweit von London gelegenen Abtei in Auftrag gegeben. Christina stammte aus einer wohlhabenden angelsächsischen Familie und beschloss schon früh, ihr Leben Gott zu widmen – so floh sie aus einer arrangierten Ehe und zog sich in die Einsiedelei bei Markyate zurück. Dort lernte sie Geoffrey kennen, der zu ihrem Förderer und Freund wurde – eine besondere Beziehung, der wir diesen einzigartigen Psalter verdanken.

46 STRAHLENDE MINIATURSEITEN

Der eindrucksvolle Miniaturzyklus wurde von dem Hauptkünstler des Psalters, dem „Alexis-Meister“ gemalt. Die außergewöhnlich reiche Szenenfolge am Beginn des Buches besticht durch kräftige Deckfarbenmalerei mit eleganten, extrem lang gezogenen Figuren, die meist im Profil dargestellt sind. Der Künstler modelliert die zarten Körper durch ein kompliziertes System von tonigen Schatten und Lichtlinien nach byzantinischem Vorbild. Die Hintergründe sind in farbigen Blöcken und mit einer komplizierten Architektur gestaltet. Der Einfluss ottonischer Kunst ist unverkennbar. Blau, Grün und Purpur dominieren jede einzelne Bildkomposition des englischen Bilderzyklus. Alle Miniaturen werden von einem goldumrandeten Rahmen begrenzt, der seinerseits mit prachtvollen Mäanderbändern in unglaublichem Variantenreichtum gefüllt ist. 

Die 46 Miniaturseiten sind Zeugnis einer gelungenen ikonografischen Symbiose angelsächsischer, ottonischer und byzantinischer Kunst, kombiniert mit dem kreativen Drang zu einem eigenständigen künstlerischen Ausdruck. 

214 FARBENGEWALTIGE BILDINITIALEN

In der Ausführung der großformatigen historisierenden Initialen verschmelzen Bild und Initiale zu einer neuen Gestaltungsform. Konsequent halten die Künstler – vermutlich waren drei Hände an der Ausführung der Initialen beteiligt – das Gestaltungsmodell bis zum Ende durch:Alle Psalmen werden durch historisierende Initialen eingeleitet, ebenso die nachfolgenden Gesänge, Glaubensbekenntnisse, Litaneien und Gebete. Die Verbindung zwischen Text und Bild zeigt eine unglaubliche Erfindungskraft, mit der das Unanschauliche anschaulich gemacht wird. Die Themen der Psalmen und der nachfolgenden Texte werden stets durch kleine rubrizierte Überschriften genannt, auf die häufig eine der in den Initialen dargestellten Personen im Zeigegestus hinweist.

DIE ZUSAMMENFÜHRUNG EINES EINMALIGEN KUNST- UND KULTURDENKMALS

Dank der hier erstmals angezeigten Faksimile-Edition werden die Handschrift aus der Hildesheimer Dombibliothek der Basilika St. Godehard und das im Schnütgen-Museum aufbewahrte Einzelblatt des Codex endlich wieder zusammengeführt.

EIN MEILENSTEIN IN DER GESCHICHTE DER BUCHMALEREI

Der Albani-Psalter gehört zu den bedeutendsten und am reichsten ausgestatteten Psalter-Handschriften und zu den schönsten Codices der englischen Buchmalerei überhaupt. 

Nicht nur die Dramatik der ganzseitigen Miniaturen hält den Betrachter gefangen, die expressiven Bild-Initialen in meist halb- oder ganzseitigem Format vermitteln in faszinierender Weise auch den Beginn einer neuen künstlerischen Ausdrucksform, die vom Klang der Psalmen geprägt war.

Steckbrief

St. Albans Psalter
 
Entstehungsjahr1123 - 1135
EntstehungsortEngland
BibliothekDombibliothek Hildesheim, Basilika St. Godehard
Schnütgen-Museum, Köln
SignaturHS St. God 1
Inv. Nr. M694
Umfang211 Blätter und 46 Miniaturen, 214 große historisierte Initialen
Miniaturen46 Miniaturen und 214 große historisierte Initialen
GenrePsalter


Die Edition

St. Albans Psalter
 
Format18,4cm x 27,6cm
Limitierung1125 nummerierte Ausgaben
BucheinbandBordeauxroter Ledereinband mit Blindprägung nach Vorbild eines zeitgenössischen englischen Einbandes des 12. Jahrhunderts
KommentarbandKommentarband mit Beiträgen von Jane Geddes und Peter Kidd
DokumentationsmappeEine Dokumentationsmappe mit vier Faksimileblättern ist erhältlich 
VerlagMüller und Schindler

Fragen und Antworten

Welche Periode gilt als die faszinierendste in der insularen Miniaturkunst?

Die englische Romanik wird häufig als die interessanteste Epoche der insularen Miniaturkunst betrachtet, eine Zeit des Übergangs und der künstlerischen Experimente.

Welcher Text war im Mittelalter der bekannteste und beliebteste?

Die Psalmen gehörten im Mittelalter zu den bekanntesten und verehrtesten Texten der biblischen Literatur, die sowohl im privaten als auch im kirchlichen Kontext täglich rezitiert wurden. Zudem wurden sie als Übungstexte verwendet, um Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen.

Welche weiteren Texte wurden zusätzlich zu den Psalmen im Albani-Psalter aufgenommen?

Neben den 150 lateinischen Psalmen enthält der Albani-Psalter zwei außergewöhnliche Texte: die Alexis Vita und einen Brief von Papst Gregor dem Großen, in dem er die Verwendung von Bildern als Lehrmittel verteidigt.

Wer hat den Albani-Psalter in Auftrag gegeben und warum ist er von Bedeutung?

Der Albani-Psalter wurde vermutlich von Geoffrey de Gorham, Abt von St. Albans, für Christina von Markyate in Auftrag gegeben, mit der ihn eine enge Freundschaft verband. Die Entstehung des Psalters ist untrennbar mit ihrer besonderen Beziehung und ihrer Hingabe an Gott verbunden.

Was macht die Miniaturen im Albani-Psalter besonders bemerkenswert?

Die 46 Miniaturseiten des Albani-Psalters zeichnen sich durch ihre byzantinisch inspirierten Darstellungen aus, die sich durch langgezogene, elegante Figuren und kunstvolle Architektur im Hintergrund hervorheben. Die dominierenden Farben Blau, Grün und Purpur, gepaart mit goldenen Rahmen, verleihen den Miniaturen eine einzigartige und reichhaltige Ästhetik.

Wie gelang es den Künstlern des Albani-Psalters, verschiedene künstlerische Einflüsse zu vereinen?

Die Miniaturen des Albani-Psalters sind ein gelungenes Beispiel für die Verschmelzung von angelsächsischer, ottonischer und byzantinischer Kunst, wobei die Kreativität der Künstler zu einem eigenständigen und unverwechselbaren künstlerischen Ausdruck führte.

Was zeichnet die großen Initialen im Albani-Psalter aus?

Die 214 farbenprächtigen, historisierenden Initialen im Albani-Psalter verbinden Bild und Schrift zu einer neuen Form der Gestaltung. Diese Initialen leiten nicht nur die Psalmen, sondern auch die folgenden Gebete und Texte ein und verdeutlichen in beeindruckender Weise die Verbindung zwischen Text und Bild.

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